Parallel E | Freitag, 11:00 – 12:30 Uhr

Bibliothek Ideenreich (Hauptraum)

F. Sörgel, C. Scherz, J. Hahn: „Partizipation und Forschungsorganisationen: Impact Messung und Integration von Ergebnissen”

Forderungen nach (öffentlicher) Partizipation mit dem Ziel, die Entscheidungsfindung sowie die Forschungsschwerpunkte und -agenden zu verbessern, kommen immer wieder von verschiedenen Seiten, z. B. aus Politik, Gesellschaft und der Wissenschaft selbst. Neben den methodischen und praktischen Herausforderungen bei der Gestaltung und Durchführung von partizipativen Prozessen bleibt es eine komplexe und oft sogar frustrierende Aufgabe im Detail zu verstehen, wie Ergebnisse der Partizipation bei den TeilnehmerInnen, den beteiligten WissenschaftlerInnen und den Forschungsorganisationen aufgenommen und genutzt werden (oder auch nicht). Diese Frage nach den Wirkungen von Partizipationsprozessen ist jedoch von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Beteiligung auf sinnvolle und nachhaltige Weise zu integrieren.

In unserem Projekt PaFo („Partizipationsverfahren und -prozesse in Forschungsorganisationen. Impact auf Forschungsagenden und Herausforderungen für die (Weiter-)Entwicklung transdisziplinärer Methoden“) konzentrieren wir uns auf die Frage, wie verschiedene Formen und Ebenen der Wirkung gemessen werden können, indem wir qualitative und quantitative Methoden (mixed methods) kombinieren und diese Daten sinnvoll interpretieren und nutzen. Dies setzt die Entwicklung kontextspezifischer Variablen und Indikatoren voraus, die die Herausforderung der wirklichen Integration von Partizipationsergebnissen erfüllen können und gleichzeitig ein gewisses Maß an Vergleichbarkeit ermöglichen. Dies wiederum bietet die Möglichkeit, datengestütztes Wissen zu nutzen: für die erweiterte Reflexion von Forschung und ihrer Rahmung. Letztlich kann dies zu auch einem Wissenstransfer in beide Richtungen führen: von der „Gesellschaft“ zur „Wissenschaft“ und vice versa.

Mit den jährlich stattfindenden Bürgerdialogen (BD) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) können wir eine langfristige Bewertung der Auswirkungen der konkreten Ergebnisse der BDs entwickeln, testen, anpassen und umsetzen. Eine Matrix zum Verständnis der Auswirkungen entlang verschiedener relevanter Gruppen (z. B. am BD beteiligte KIT-ForscherInnen, am BD teilnehmende BürgerInnen, KIT-Führungsebenen und die breite Öffentlichkeit) umfasst spezifische Variablen und Indikatoren zur Impact Messung. Variablen wie „bidirektionaler Wissensfluss“, „Engagement der ForscherInnen“, „Ausmaß des Einflusses auf die Organisationspolitik“, „Einfluss auf die Forschungsagenda“, „Schaffung von Partnerschaftsinitiativen auf Community Ebene“ werden durch Indikatoren gestützt, um die tatsächlichen Auswirkungen zu erforschen. Durch den Einsatz verschiedener Methoden, wie Vor- und Nachbefragungen, Interviews, Dokumentenanalyse oder direkte Beobachtungen können wir sowohl qualitativ als auch quantitativ Daten sammeln und diese durch die Matrix interpretieren. Die kontinuierliche Reflexion dieser Variablen und Indikatoren über alle BDs hinweg, zusammen mit den BürgerInnen und StakeholderInnen werden uns ein breiteres, systematischeres und sogar übertragbares Verständnis des Potenzials von Partizipationsprozessen in Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen ermöglichen.

G. Michelini, A. Michel: „Qualität und Wirkung von TD – Forschungsprojekten: von Evaluation bis Reflexion”

Die konstitutiven Elemente der transdisziplinären (TD-) Forschung, die sie von anderen Modi der Forschung unterscheiden, sind vor allem die Konzentration auf realweltliche Probleme, die Überbrückung von disziplinären Paradigmen und Methoden und die kollaborative, partizipative und iterative Form der Forschung, die durch die Zusammenarbeit der Beteiligten aus Wissenschaft und Praxis erreicht werden soll. TD-Forschung erfordert daher eigene Evaluierungs- und Bewertungsansätze, welche die Spezifität jedes transdisziplinären Prozesses hinsichtlich seiner Qualitätsstandards berücksichtigen.

Dieses Thema wurde in der bisherigen Forschung zu Transdisziplinarität sowohl in Form von Konzepten, die auf normativen Anforderungen beruhen adressiert, als auch durch die wissenschaftliche Auswertung empirischer Erfahrungen in spezifischen TD-Projekten und -Programmen. Einige dieser Ansätze konzentrieren sich auf die Evaluation von Projektergebnissen und Auswirkungen, während andere sich auf den iterativen Prozess innerhalb des TD-Projektlebenszyklus fokussieren.

In dieser Präsentation stellen wir unterschiedliche Ansätze vor, die wir in einer umfangreichen, systematischen Literaturrecherche von Beiträgen zu Evaluation und Bewertung von TD-Forschung der letzten 10 Jahre identifiziert haben. Ziel ist, die wichtigsten Argumente dieser Ansätze und ihren spezifischen Merkmalen vorzustellen. Wenngleich eine Konvergenz in Bezug zu den Objekten der Bewertung von TD-Forschungsprojekten erkennbar ist, treten divergierende Interpretationen dessen auf, was Evaluation, Bewertung und Wirkungsmessung in diesem Zusammenhang meint.

Eine wichtige Gemeinsamkeit der darzustellenden Ansätze ist, dass die Reflexivität innerhalb des Forschungsteams in Bezug auf Projektziele und zugrundeliegende Werte von großer Bedeutung für die Qualitätsbewertung ist. Vor diesem Hintergrund stellen wir einige konzeptionelle Überlegungen an, die für den Aufbau von Selbst-Reflexionsfähigkeit in TD-Forschungsprojekten von Bedeutung sind, und stellen sie zur Diskussion im fachlichen Austausch.

S. Houwaart, I. Schaefer, T. Krieger, S. Hartung: „Wirkungen der Partizipativen Gesundheitsforschung explorieren im Feld der kommunalen Gesundheitsförderung mittels Scoping Review”

Die Partizipative Gesundheitsforschung (PGF) vereint über die Untersuchung unterschiedlichster Fragestellungen verschiedene wissenschaftliche Disziplinen sowie Felder aus der Praxis. Ziel der PGF ist es durch den partnerschaftlichen Forschungsprozess Erkenntnisse zu gewinnen und Veränderungen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden sowie gesundheitlicher Chancengleichheit anzustoßen. Inzwischen gibt es zahlreiche Anwendungsbeispiele partizipativer Gesundheitsforschung. Grundlage und einen systematischen Rahmen zur Einordnung bietet das Modell der Community-based participatory research (CBPR model), welches von einer Arbeitsgruppe des Netzwerks Partizipative Gesundheitsforschung (PartNet) an den deutschsprachigen Raum angepasst, übersetzt und pilotiert wurde. Das resultierende „Modell für Partizipative Gesundheitsforschung“ (PGF-Modell) geht dabei auf mögliche Kontexte, Kooperationen und Prozesse der Zusammenarbeit, die partizipative Ausgestaltung sowie Wirkungen der PGF ein. So beschreibt das Modell die Ausprägungen der kurz-/mittelfristigen Wirkungen von PGF auf der individuellen, kollektiven und organisationalen Ebene sowie jene auf der langfristigen gesellschaftlichen Ebene. Es ist damit ein wertvolles Instrument u.a. zur Planung, Reflexion und Evaluation von Partizipation in der Gesundheitsforschung und ebenso dafür geeignet übergreifende Fragen zur PGF zu untersuchen. Dieser Forschungsbedarf der PGF selbst wurde 2022 intensiv innerhalb des Netzwerks PartNet diskutiert und in das Papier „Meta-Forschung zum Thema Qualität und Wirkung aktiver Beteiligung von Bürger:innen in der Gesundheitsforschung – Empfehlung eines neuen Förderfokus“ überführt. Auf Grundlage dieser Empfehlungen gehen wir in einem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geförderten Scoping Review der Frage nach den Wirkungen von PGF im Feld der kommunalen Gesundheitsförderung nach.

Die Kommune hat als Dachsetting vielfältige Möglichkeiten, die Lebensbedingungen und die Gesundheit von Menschen zu fördern. In der kommunalen Gesundheitsförderung können Menschen über alle Lebensphasen und soziallagenübergreifend erreicht werden. Dafür werden verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen systematisch auf die Bedarfe und Bedürfnisse der Menschen abgestimmt. Dies geschieht in einem koordinierten Prozess, in dem gemeinsam eine kommunale Strategie der Gesundheitsförderung entwickelt und umgesetzt wird. Ziel ist es insbesondere zur gesundheitlichen Chancengerechtigkeit beizutragen. In einer integrierten kommunalen Gesamtstrategie (IKS), wie zum Beispiel den Präventionsketten, arbeiten die kommunale Verwaltung, öffentliche Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Akteure zusammen für die Förderung der Gesundheit der Bürger:innen. Die kommunale Gesundheitsförderung ist aufgrund des partizipativen Ansatzes der Gesundheitsförderung ein für die PGF besonders geeignetes Forschungs- und Praxisfeld, denn genauso wie in PGF steht auch die kommunale Gesundheitsförderung vor der Herausforderung, die Zusammenarbeit von Fachakteuren und Partizipation von Bürger:innen umzusetzen. Partizipation ist auch in der kommunalen Gesundheitsförderung ein Qualitätskriterium und relevant für gelungene Bedarfs- und Bedürfnisgerechtigkeit, das Erreichen von Zielgruppen sowie für die Wirksamkeit von Maßnahmen.

Im Rahmen des Scoping Reviews werden Erkenntnisse aus dem deutschsprachigen Raum über die Operationalisierung der Wirkungen von PGF, erfolgreiche beteiligende und partizipative Methoden sowie Erfahrungen bezüglich der Gelingensfaktoren und Barrieren recherchiert und anhand des PGF-Modells eingeordnet und zusammengefasst. Die Literaturrecherchen in verschiedenen Datenbanken sind um eine Handrecherche sowie eine internationale Literaturauswertung ergänzt. Die Nutzung des PGF-Modells für die Untersuchung der übergreifenden Fragen von PGF (und ggf. anderer Anwendungsfelder partizipativer Forschung) wird zur Tagung ebenso zur Diskussion gestellt wie die aus den Ergebnissen des Scoping Reviews abgeleiteten Handlungsempfehlungen zu PGF für Forschende und Fördermittelgeber.

P. Siegele, M. Eriksröd-Burger: „Sparkling Science wirkt (weiter) – Evaluation und Wirkungen eines Förderprogramms und seiner Projekte”

Im Rahmen des Forschungsförderprogramms Sparkling Science wurden in Österreich zwischen 2007 und 2019 knapp 300 transdisziplinäre und partizipative Projekte aus allen wissenschaftlichen Disziplinen mit rund 35 Mio. Euro gefördert. Insgesamt forschten in diesen Projekten über 4.200 Wissenschaftler/innen und Studierende gemeinsam mit mehr als 101.000 Schüler/innen an aktuellen Fragestellungen. Bei dieser besonders anspruchsvollen Form von Citizen Science waren die Citizens, also Schulklassen und Lehrpersonen, meist bereits in die Konzeption der Projekte eingebunden und arbeiteten jedenfalls über einen längeren Zeitraum, oft sogar über ein bis zwei Schuljahre, während des Forschungsprozesses mit. Ziel dieses Förderprogramms des österreichischen Wissenschaftsministeriums war es, Kinder und Jugendliche aktiv in Forschung einzubinden und einen Mehrwert für Forschung, Bildung und Gesellschaft zu erzeugen. Das Programm, das vom OeAD, Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung, koordiniert wurde, war sowohl während als auch nach seiner Laufzeit Gegenstand von insgesamt sechs Evaluierungen mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. Neben den akteursspezifischen und strukturellen Wirkungen standen u.a. auch wissenschaftliche Impacts und bildungsseitige Auswirkungen im Fokus.

Der Vortrag beschäftigt sich mit den verschiedenen Evaluierungen von Sparkling Science, ihren Methoden, Ergebnissen und den Learnings für Sparkling Science 2.0. Dabei sind die unterschiedlichen Wirkungsebenen von der individuellen Ebene über die (formell und informell gelebte) institutionelle Ebene bis hin zum sozialen Kontext von besonderem Interesse. Auf individueller Ebene standen Lehrpersonen, Schüler/innen und Forschende im Mittelpunkt, während auf institutioneller Ebene vorrangig Schulen und Universitäten, aber auch andere Forschungseinrichtungen sowie Einrichtungen aus Wirtschaft und Gesellschaft untersucht wurden. Gegenstand des gesellschaftlichen Kontexts waren beispielsweise die Verschränkung von Maßnahmen der Bildungs- und Forschungspolitik sowie die öffentliche Aufmerksamkeit für die Schnittstelle Forschung-Schule (z.B. in Medien). Wie die Ergebnisse zeigen, hat das Programm seine Zielgruppen erfolgreich mobilisiert und die Erfahrungen der Beteiligten waren ausgesprochen positiv. Die Kontakte und Aktivitäten aus den Sparkling-Science-Projekten gehen in der Regel über das finanzierte Projekt hinaus, zu beachtlichen Anteilen auch auf institutionalisierte Weise. Abschließend soll aufgezeigt werden, inwiefern den Empfehlungen aus den Evaluierungen begegnet wird und welche Learnings im Nachfolgeprogramm Sparkling Science 2.0 (1. Ausschreibung 2021) umgesetzt werden. Denn Sparkling Science 2.0 wirkt weiter.

Bibliothek Raum 202

Workshop: I. Opitz, W. Hahn: „’Ja, und …’: Techniken des Improvisationstheaters im Co-Design transdisziplinärer Forschung”

Die Phase 1 transdisziplinärer Forschung, das Co-Design (Jahn et al. 2012), ist mit verschiedenen Herausforderungen für die beteiligten Akteurinnen verbunden, die auch für andere Ansätze partizipativer Forschung gelten. Die verschiedenen Interessen und Perspektiven der wissenschaftlichen Akteurinnen wie auch der Praxisakteur*innen sollen aufgedeckt und integriert werden, um daraus eine gemeinsame transdisziplinäre Forschungsfrage zu entwickeln. Pearce und Ejderyan (2020) unterscheiden bei der gemeinsamen Problemerarbeitung (a) inhalts-orientierte und (b) prozess-orientierte Herausforderungen. Inhalts-orientierte Herausforderungen (a) sind dabei die Einbeziehung und Sichtbarmachung verschiedener Perspektiven zu einem Thema, die Verwendung unterschiedlicher Quellen und Wissensressourcen sowie das Aufdecken verschiedener Wissensarten wie Systemwissen und Zielwissen (Pohl und Hirsch-Hadorn 2008). Prozess-orientierte Herausforderungen (b) umfassen z. B. das Herstellen einer guten Kommunikationsqualität sowie das Bereitstellen von Ressourcen und Methoden, um eine produktive Zusammenarbeit und Wissensintegration zu gewährleisten.

Im Rahmen des TD-Lab der Berlin University Alliance haben wir das Format TransImpro-Workshop für das Co-Design entwickelt, mit dem einige dieser inhalts- und prozess-orientierten Herausforderungen adressiert werden. In dem Format werden Techniken des Improvisationstheaters genutzt, um das Potential für transdisziplinäre Forschung gemeinsam zu erarbeiten. Es werden die Perspektivenvielfalt, Expertisen, persönliche Bezüge und Wertvorstellungen der Beteiligten aufgedeckt und integriert. Mit adaptierten Übungen aus dem Improvisationstheater werden die Teilnehmenden animiert, durch Assoziationen implizites Wissen hervorzuholen und eine lebendige Interaktion mit anderen einzugehen. Zentral ist dabei die dem Improvisationstheater eigene positive Bezugnahme aufeinander durch die Grundhaltung und Anwendung des Anfangsatzes „Ja, und …“ (Richter 2022).

In dem Konferenz-Workshop wird das Format TransImpro-Workshop mit seinen Zielen, Methoden und Ergebnissen vorgestellt. Vor allem wird jedoch den Teilnehmenden die Möglichkeit geboten anhand einer praktischen Improvisations-Übung das Potential von Improvisation für die transdisziplinäre und partizipative Forschung zu erfahren. Die verschiedenen Dimensionen dieses Potentials für das Co-Design oder den Beginn einer partizipativen Forschung werden anschließend gemeinsam reflektiert und diskutiert.

Bibliothek Raum 311

Workshop: S. von Peter, I. Spiewok, N. Weydmann, I. Heuer, S. Völler: „Die Normalisierung der (Selbst-)Reflexion von Machtverhältnissen”

Partizipative Forschung ist in ihrem Ursprung eine in dekolonialen, aktivistischen und macht-kritischen Konzepten verankerte Forschungspraxis. Gleichzeitig sind akademische Kontexte kompetitiv, hierarchisch und häufig neokolonial strukturiert. So reproduzieren sie oft gesell-schaftliche Machtstrukturen und Exklusionsmechanismen. Gerade die Stimmen von Men-schen marginalisierter Gruppen bleiben dadurch weiterhin ausgeblendet. Und umgekehrt ist es besonders für Personen in machtvollen Positionen am wenigsten sicht- und vorhersehbar, wie Machtstrukturen und -dynamiken in ihren Projekten wirken, so dass eine Sensibilisierung dafür Voraussetzung für das Gelingen partizipativer Forschung ist.

Der Workshop wird von Mitgliedern der AG Machtkritik des Netzwerkes Partizipative Gesund-heitsforschung (PartNet) umgesetzt. Diese AG hat das Ziel, die Reflexion und das Benennen von Machtstrukturen und -dynamiken in der partizipativen Forschung zu normalisieren. Wir tauschen uns darüber aus, wie wir mit den genannten Herausforderungen in unseren jeweili-gen (Forschungs-)Kontexten und in Hinblick auf unsere Positionierungen umgehen können.

Im Workshop möchten wir der Frage nachgehen, ob eine kollaborative oder partizipative For-schungspraxis angesichts von akademischen, bzw. gesellschaftlichen Machtverhältnissen überhaupt möglich ist? Wie können wir innerhalb dieser Strukturen miteinander umgehen, wie die Reproduktion von Macht reflektieren, wie machtsensible Räume für unsere Zusammenar-beiten entwickeln? Wir möchten im Workshop weniger Antworten geben auf diese Fragen geben, sondern ein aktives Lernen durch Fallbeispiele und Reflexionsfragen ermöglichen. Im Einzelnen ist eine Auseinandersetzung zu sind diesen Themen geplant:

  • Welche Privilegien und akademischen Gepflogenheiten müssen Leitungspersonen ab-geben und reflektieren, wenn sie partizipativ forschen wollen?
  • Was bedeutet machtsensitive, psychologische Sicherheit im Kontext von partizipativer Forschung?
  • Wie können wir uns gegenseitig freundlich dazu befähigen, über Macht zu kommuni-zieren?
  • Wie können wir mit Doppelrollen als Betroffene und Wissenschaftlerin umgehen und wie verhindern, dass Forschung selbst systemstabilisierende Wirkungen hat?
  • Wie können wir vor diesen Hintergründen unsere Partizipationsansätze in (gesund-heits-)wissenschaftliche Erkenntnistheorien einordnen?

Stadtlabor

Workshop: W. Brink, M. Müller, S. Voigt-Heucke: „Klare Sache? Rollen und Kompetenzen in partizipativen Forschungsprozessen”

Reallabore, transformative Forschung oder Citizen Science – in partizipativen Forschungsformaten kommen Menschen mit unterschiedlichen Wissensbeständen, Motivationen und Erwartungen zusammen, um gemeinsam an einer Forschungsfrage zu arbeiten. In der Vielfalt der Beteiligten liegt eine große Chance, aber auch eine große Herausforderung für die Prozesskoordination. Essenziell für den Erfolg partizipativer Forschung ist nicht allein die fundierte inhaltliche Begleitung der kollaborativen Wissensproduktion, auch die bedarfsgerechte Koordination der sozialen und kommunikativen Prozesse im Projektverlauf ist ebenso ein wesentlicher Gelingensfaktor partizipativer Forschung. Erfolgreiche partizipative Forschungsprozesse verlangen also nach kognitiven, sozialen und kommunikativen Kompetenzen, die bei der Projektkonzeption bedacht werden müssen. Prozesskoordinator*innen füllen dabei in der partizipativen Forschungspraxis teilweise mehrere Rollen gleichzeitig aus – die der Wissensverknüpfer*innen, der Expert*innen, der Organisator*innen, der Moderator*innen und viele mehr. Klarheit über die notwendigen Rollen unterstützt dabei, den Prozess zu planen und im Prozess transparent agieren zu können. In unserem Workshop wollen wir Profile dieser zentralen Rollen erstellen und diskutieren, welche Kompetenzen mit den jeweiligen Rollen verbunden sind. Anhand von konkreten Beispielen aus der Praxis werden wir dabei auch Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Partizipationsdisziplinen herausarbeiten und unterstützende Tools und Ressourcen zusammentragen.

Der Workshop richtet sich an Praktiker*innen/Projektkoordinator*innen aus den verschiedenen Partizipations-Communities. Über das Sichtbarmachen von Schnittmengen sowie über die Vernetzung von bestehendem Wissen und Ressourcen wollen wir den Austausch von Akteur*innen unterschiedlicher partizipativer Formate fördern. Kernanliegen des Workshops ist es, den Austausch der Akteur*innen über die praktische Umsetzung partizipativer Formate zu intensivieren, um reziproke Lernprozesse im Bereich partizipativer Forschung anzustoßen.

Hauptgebäude Raum 367

Workshop: W. Hoffmann, W. Rössig: „CRoSS – Cooperative Research of Science and Society. Ein Programm zur Erprobung und Erforschung ko-kreativer Ansätze in der Forschung.”

Der Stifterverband (SV) ist eine Gemeinschaftsinitiative von Unternehmen und Stiftungen, die als einzige Organisation in Deutschland ganzheitlich in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Innovation Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen berät, vernetzt und fördert. Im Rahmen des Fokusthema “Impact of Science” erproben und vermitteln wir zusammen mit Forschenden im Rahmen von Experimentierräumen neue Methoden der Wissensvermittlung & Wissensverwertung, Partizipation und Kollaboration. Darüber hinaus erheben wir – gemeinsam mit Forscher:innen – und unter Anwendung innovativer und kollaborativer Formate Bedarfe und Gelingensbedingungen für ‘Impact of Science’.

Wir möchten im Rahmen der PartWiss 23 unser Programm CRoSS – „Cooperative Research of Science and Society Fellowship“ – vorstellen, welches wir zusammen mit Dr. Wiebke Rös-sig Expertin für Partizipation und Co-Kreation in Forschung und dem STS Department der TU München durchführen. Ziel dieses Programmes ist es, die Team Puzzling Methode – ein auf kokreative Forschung abzielendes Förderformat – als Ansatz für partizipative Lösungen von gesellschaftlichen Herausforderungen zu testen, zu beforschen und iterativ weiterzuentwickeln. Die Team Puzzling Methode stellt eine punktuelle Ermöglichung transdisziplinären und partizipativen Arbeitens dar und ist deshalb so reizvoll, weil sie den Forschenden kein umfassend partizipatives Forschungs-Design abverlangt, für welches Ihnen womöglich Ressourcen, Methoden und Know-How fehlen. Sie öffnet punktuell den Forschungsprozess für den Blick nach außen, um neue Perspektiven und Impulse aufzunehmen. Dafür werden Forscher:innen mit Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gematcht, um in einem moderierten Prozess gemeinsam an den Herausforderungen und Forschungsfragen der Forscher:innen zu arbeiten.

Wir möchten im Rahmen eines 90 minütigen Workshops einerseits unser Programm und unsere Methode vorstellen. Darüber hinaus möchten wir den Ansatz der Begleitforschung skizzieren, in dem wir uns der Frage widmen, wie Qualität und Wirkung eines solchen partizipativen Forschungsmodus evaluiert und gesteigert werden kann.
Gleichzeitig werden wir anhand konkreter Übungen mit den Teilnehmer:innen demonstrieren, wie wir bestimmten Herausforderungen, die sich bei der Umsetzung der Methode bzw. partizipativer und transdisziplinärer Forschung im Allgemeinen stellen, begegnen. Dazu gehören u.a. interaktive Übungen aus der interkulturellen Kommunikation, die Perspektivwechsel und Empathie fördern als auch Ansätze einer inklusiven und ermächtigenden Facilitation solcher Prozesse. Den interaktiven Teil des Workshops würden wir in Form eines „Lernens und Diskutierens an Stationen“ umsetzen und die Teilnehmer:innen einladen, sich aktiv an den Übungen zu beteiligen und mit uns in die Diskussion darüber zu kommen. Eine Gruppengröße von 12-20 Personen wäre hierfür ideal.

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